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Heute ist ein wichtiger Tag für die Internet-Infrastruktur: Die Internetverwaltung ICANN hat am heutigen 16. Dezember 2025 das lang erwartete, finale Bewerberhandbuch (Applicant Guidebook) veröffentlicht. Damit stehen die Rahmenbedingungen für die kommende Bewerbungsrunde um eigene Top-Level-Domains offiziell fest.

Für Unternehmen und Institutionen öffnet sich damit ein Zeitfenster, das sich nur alle zehn bis fünfzehn Jahre bietet: Von April bis August 2026 können sie sich bei der ICANN um eine eigene Top Level Domain (TLD) bewerben – und damit statt auf Endungen wie .com oder .de künftig auf die eigene Marke (beispielsweise .firma) setzen.

Während in der letzten Bewerbungsrunde 2014 oft Marketingaspekte im Vordergrund standen, geht es in der Runde 2026 um mehr: Es geht um IT-Sicherheit und digitale Unabhängigkeit.

Warum eine eigene TLD heute ein Sicherheits-Asset ist

In unserer Beratungspraxis sehen wir, dass die eigene TLD längst nicht mehr nur ein Branding-Instrument ist. Sie ist ein mächtiges Werkzeug für CISOs und Rechtsabteilungen, um die Kontrolle über die digitale Kommunikation zurückzugewinnen. Basierend auf aktuellen Analysen ergeben sich massive Chancen für die Unternehmenssicherheit:

1. Härtung der E-Mail-Infrastruktur (Phishing-Schutz):

Wer eine eigene TLD betreibt, bestimmt die Regeln. Sicherheitsstandards wie SPF, DKIM und DMARC lassen sich zentral für alle Domains unter der Endung erzwingen. Das verhindert effektiv E-Mail-Spoofing. E-Mails, die vorgeben, von Ihrer TLD zu kommen, aber nicht authentifiziert sind, werden gar nicht erst zugestellt.

2. Verschlüsselung per Default (HSTS):

Eine eigene TLD kann auf die sogenannte HSTS Preload List gesetzt werden. Das bedeutet: Browser bauen zu jeder Website unter Ihrer Endung automatisch und ausschließlich verschlüsselte Verbindungen auf. Angriffsvektoren wie „Man-in-the-Middle“ laufen so ins Leere.

3. Datenschutz & Unabhängigkeit:

Gerade vor dem Hintergrund der geopolitischen Entwicklungen dieses Jahres – man denke an den faktischen Shutdown des Privacy and Civil Liberties Oversight Board (PCLOB) in den USA im Januar 2025 – ist Datensouveränität essenziell. Mit einer eigenen TLD reduzieren Unternehmen die Abhängigkeit von US-basierten Registry-Betreibern und können ihre Infrastruktur konsequent nach europäischen Datenschutzstandards ausrichten.

4. Kontrollierte Umgebung:

Sie legen fest, wer Domains registrieren darf. Dritte bleiben draußen. Das macht Typosquatting (Betrug unter ähnlich klingenden Domains) unter Ihrer Endung technisch unmöglich.

Wir begleiten Ihr Vorhaben

Der Erwerb einer TLD ist kein einfacher Domain-Kauf, sondern ein komplexes Verwaltungsverfahren mit hohen Anforderungen an Technik, Finanzen und Recht. Mit der heutigen Veröffentlichung des Handbuchs beginnt die heiße Phase der Vorbereitung.

Das Applicant Guidebook definiert detailliert die technischen, organisatorischen und rechtlichen Anforderungen für Bewerber und bildet die verbindliche Grundlage für das gesamte Bewerbungsverfahren.

Als Kanzlei mit langjährigem Fokus auf IT- und IP-Recht begleiten wir Sie sicher durch diesen Prozess. Wir wissen: Ein solches Projekt ist Teamarbeit. Deshalb unterstützen wir Sie nicht nur bei der rechtlichen Strukturierung und den notwendigen Registry-Policies, sondern arbeiten bei der Bewerbung eng mit erfahrenen Partnern aus der Domain-Industrie zusammen. Diese übernehmen die technische Konzeption und das Projektmanagement, während wir sicherstellen, dass Ihr Vorhaben rechtlich auf sicherem Boden steht.

Nutzen Sie die kommenden Monate bis zum Start des Bewerbungsfensters im April, um Ihre digitale Infrastruktur zukunftssicher aufzustellen.

Wer sich bereits vertieft mit den formalen Anforderungen befassen möchte, findet hier das vollständige Bewerberhandbuch als PDF.

Haben Sie Fragen zum Bewerberhandbuch oder dem Prozess? Sprechen Sie uns an.

E-Mail an Martin Schirmbacher
E-Mail an Malini Nanda