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Die Digitalisierung in der Landwirtschaft nimmt Fahrt auf: Smarte Landmaschinen, Sensorik auf dem Feld und Datenplattformen sind längst nicht mehr Zukunft, sondern Alltag. Der EU Data Act, der Regeln für Zugang, Nutzung und Weitergabe von Daten setzt, wird hier zum entscheidenden Faktor:

Hintergrund

Hersteller erfassen während des Betriebs einer Maschine zahlreiche Daten – oft ohne dass Landwirte unmittelbaren Zugriff haben.

Der Data Act schafft neue Rechte, insbesondere für Nutzer smarter Technologien, die anfallenden Daten nutzbar zu machen.

In Episode 24 des Data Navigator mit Prof. Dr. Reinhard Grandke haben wir diskutiert, wie genau das gehen könnte – und welche Stolpersteine es gibt.

 

Datenart Beispiel Wer betroffen ist
Maschinendaten (Betriebszustand, Verbrauch, Sensorwerte) etwa Motorstunden, Kraftstoffverbrauch, Hydraulikdruck Hersteller, Landwirt:innen, Werkstätten
Nutzung & Leistungsdaten wie oft eine Maschine eingesetzt wird, wie effizient sie arbeitet Betriebsleitung, Hersteller, Dienstleister
Umweltdaten & Monitoring CO₂-Ausstoß, Emissionen, Bodenfeuchte, Wetterdaten Berater, Forschung, Behörden

Betroffene Akteure finden sich in der gesamten Wertschöpfungskette: Hersteller smarter Landmaschinen, Landwirt, Agrarservicebetriebe, Plattformanbieter und Forschungsinstitute.

Was der Data Act ändert – zentrale Neuerungen

Der Data Act bringt entscheidende Vorteile für alle Beteiligten:

Zugang zu Daten

Landwirte bekommen Anspruch auf Zugriff auf Daten, die während des Betriebs anfallen und gespeichert werden. Hersteller müssen Schnittstellen bereitstellen und dürfen Zugangsrechte nicht unangemessen einschränken.

Vertragsgestaltung

Verträge über Agrardaten – z. B. mit Herstellern oder Plattformbetreibern – müssen fair sein. Es dürfen keine einseitigen Datenmonopole entstehen. BMELH und BLE haben Musterverträge und weitergehende Hilfestellungen erarbeitet, die helfen können, Transparenz und Gleichgewicht zu schaffen.

Datenweitergabe & Drittnutzung

Landwirte sollen selbst entscheiden können, ob und wem sie ihre Daten zur Verfügung stellen – etwa Beratungsdienste, Forschung oder Plattformen.

Technische Anforderungen

Daten in maschinenlesbaren Formaten, offene Schnittstellen, Standardisierung – damit die Anforderungen praktisch und nicht bloß theoretisch umsetzbar sind.

CEADS (Common European Agricultural Data Space)

Ein ambitioniertes EU-Projekt, das darauf abzielt, Datenräume für die Landwirtschaft zu schaffen, in denen Daten interoperabel, sicher und unter fairen Bedingungen geteilt werden.

Chancen und Herausforderungen des Data Act in der Agrarindustrie

Chancen Risiken / Hürden
Bessere Datenlage → gezieltere Entscheidungen
(z. B. bezüglich Betrieb, Umwelt, Nachhaltigkeit)
Hersteller könnten Schnittstellen nur halbherzig öffnen oder proprietäre Lösungen bevorzugen
Neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen rund um Analysen, Monitoring, Effizienzsteigerung Unklare Rechtslage bei Urheberschaft, Dateneigentum, Haftung bei fehlerhaften Daten
Mehr Transparenz, z. B. bei Nachhaltigkeits- und Emissionsnachweisen Technische Umsetzung, Datenschutz & Datensicherheit, seien es personenbezogene Daten oder Betriebsgeheimnisse

Handlungsempfehlungen für Landwirtschaftsbetriebe und Hersteller

  • Dateninventur durchführen: Erfassen, welche Daten jetzt schon anfallen, wer sie heute nutzt und wie (z. B. Hersteller, Plattformen).
  • Verträge prüfen & gestalten: Bestehende Verträge über Maschinenservices oder Datenzugang auf Klauseln wie Zugangsrechte, Weitergaberechte und Speicherung hin prüfen; ggf. Anpassungen einfordern.
  • Technische Schnittstellen prüfen: Hersteller sollten offenlegen, wie Maschinen- und Sensordaten abgerufen werden können; Landwirt:innen sollten beim Kauf auf offene Schnittstellen und Standardformate achten.
  • Aufklärung & Information: Nutzende sollten informiert sein über ihre Rechte unter dem Data Act – z. B. über Beratungsstellen, Verbände oder spezialisierte Rechtsberatung.
  • Mit Gestaltungsmöglichkeiten des CEADS vertraut machen: Der Common European Agricultural Data Space bietet Rahmenbedingungen und Tools – es lohnt sich, hier früh einzusteigen.
  • Am Data Navigator Workshop teilnehmen: Am 28.11 bringen wir die verschiedenen Player zusammen, die mit dem Data Act zu tun haben: Politik, Verbände, Hersteller, Nutzer und Startups. Es wird auch einen Workshop zur Agrarindustrie geben. Melden Sie sich jetzt an.

Fazit

Der Data Act markiert eine Wendepunkt für die Agrarwirtschaft: Wer jetzt handelt, kann Vorteile nutzen – bessere Datenlage, neue Dienste, mehr Transparenz. Wer abwartet, könnte in Rückstand geraten.

Unser Podcast mit Prof. Grandke zeigt, dass es nicht nur um Gesetzestexte geht, sondern um konkrete Gestaltung: Wer Datenpartner ist, wie Verträge aussehen müssen und wie technische Lösungen beschaffen sein sollten.

Unsere Empfehlung: Podcast hören & mehr erfahren

Wenn du tiefer einsteigen möchtest, hör dir unbedingt „Data Navigator #24: Was bedeutet der Data Act für die Agrarwirtschaft“ mit Prof. Dr. Reinhard Grandke an.

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