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Niko Härting hat das große Vergnügen, mit Jeff Jarvis zu sprechen, einem amerikanischen Journalisten, außerordentlichen Professor, öffentlichen Redner und ehemaligen Fernsehkritiker. Jeff Jarvis hat zahlreiche Bücher geschrieben, sein neuestes wird diesen Herbst veröffentlicht: „The Web We Weave – Why We Must Reclaim the Internet from Moguls, Misanthropes, and Moral Panic“.

 

Jeff Jarvis kritisiert die Stellungnahme, die der Europäische Datenschutzausschuss (EBDP) kürzlich zum „Pay or Okay“-Modell veröffentlicht hat, das Meta für Facebook und Instagram eingeführt hat. Das EBDP argumentiert, dass den Nutzern die Möglichkeit gegeben werden muss, die Plattformen kostenlos und ohne gezielte Werbung zu nutzen, um GDPR-konform zu sein. Letztendlich könnte die Haltung der EBDP die kürzlich etablierten „reinen“ Alternativen gefährden, die Medienseiten für Nutzer anbieten, die bereit sind, eine Abonnementgebühr für werbefreie Nachrichtenartikel zu zahlen.

„Man braucht einen Haufen Übertreibungen, um dieses Argument vorzubringen“- Jeff Jarvis erklärt, warum gezielte Werbung zwar als unheimlich angesehen werden kann, aber keineswegs mit „Überwachung“ gleichzusetzen ist. Mit deutlichen Worten kritisiert Jarvis die „moralische Panik“, die dazu neigt, das Internet für alle möglichen Übel verantwortlich zu machen, sowie die Tendenz, die Datenschutzgrundverordnung „übertrieben“ auszulegen. Es muss auf den tatsächlichen Schaden geachtet werden: Wie groß ist der tatsächliche Schaden für die Nutzer, wenn sie mit Werbung angesprochen werden? Welcher Schaden entsteht auf der anderen Seite für den öffentlichen Diskurs, wenn Medienunternehmen und Plattformen nicht in der Lage wären, kostenlose Inhalte durch gezielte Werbung zu finanzieren?

Ganz allgemein sprechen Niko Härting und Jeff Jarvis auch über Inhaltsmoderation und den Trend, dass die großen US-Plattformen immer mehr Verantwortung für die auf den Plattformen veröffentlichten Inhalte übernehmen. In einer Demokratie ist es problematisch, wenn die Überwachung von Inhalten privaten Unternehmen und nicht der Justiz obliegt. Was die US-amerikanischen „Internetgiganten“ betrifft, so besteht eindeutig ein Machtproblem. Aber geht es wirklich um den Datenschutz und die Datenschutz-Grundverordnung?